28. Juni 2025 Lesezeit: 6 Min.

Gewitter in den Bergen: So verhältst du dich richtig

Gewitter in den Bergen: So verhältst du dich richtig
Foto von Ben Owen auf Unsplash

Stell dir vor: Du stehst auf einem aussichtsreichen Gipfel, die Sonne wärmt dein Gesicht, und das Panorama der Alpen liegt dir zu Füßen. Doch am Horizont ballen sich aus dem Nichts dunkle Wolkentürme zusammen.

Die Luft wird schwül, ein ferner Donner grollt, und die idyllische Berglandschaft verwandelt sich abrupt in eine bedrohliche Kulisse. Ein Gewitter in den Bergen ist eine eindrucksvolle, aber auch gefährlichsten Erfahrungen für Wanderer.

Panik ist jetzt ein schlechter Ratgeber. Wissen, Vorbereitung und das richtige Verhalten bei Gewitter in den Bergen sind entscheidend, um sicher ins Tal zurückzukehren.

Vor ca. 2 Wochen sind leider 3 Bergsteiger bei einem Gewitter von einem Blitzschlag getroffen worden und dabei gestorben. Das hat mich veranlasst diesen Artikel zu schreiben.

In diesem Artikel erfährst du alles, was du wissen musst, um die Gefahr richtig einzuschätzen und im Ernstfall korrekt zu handeln.

In den Dolomiten braut sich was zusammen.

Die beste Strategie: Prävention vor der Tour

Die sicherste Methode, einem Gewitter zu entkommen, ist, gar nicht erst hineinzugeraten. Eine sorgfältige Tourenplanung ist das A und O für deine Sicherheit.

Der Wetterbericht als dein wichtigster Begleiter

Verlasse dich niemals nur auf den blauen Himmel am Morgen. Gerade im Sommer können sich Wärmegewitter extrem schnell entwickeln. Prüfe vor jeder Tour detaillierte Bergwetterberichte von zuverlässigen Quellen wie dem Alpenverein oder spezialisierten Wetterdiensten.

Achte dabei nicht nur auf die allgemeine Vorhersage, sondern speziell auf die Gewitterneigung und das prognostizierte Zeitfenster.

Ich persönlich nutze die Wetter-App Meteoblue. Sie ist zuverlässig, auch mit Live-Wetter Übersicht.

Die richtige Tourenwahl und das richtige Timing

An Tagen mit hoher Gewitterwahrscheinlichkeit entladen diese sich oft am frühen Nachmittag.

Dies liegt daran, dass sich durch die Sonneneinstrahlung am Boden die Luft stark erwärmt, was zu aufsteigenden warmen Luftmassen und der Bildung von Quellwolken führt. Diese Wolken können sich im Laufe des Nachmittags zu Gewitterwolken aufbauen und entladen sich dann als Wärmegewitter.

Dementsprechend solltest du deine Pläne anpassen.

  • Früh starten: Beginne deine Wanderung so früh wie möglich, um lange vor dem kritischen Zeitraum wieder in sicherem Gelände oder zurück am Ausgangspunkt zu sein.
  • Kurze Touren wählen: Entscheide dich für kürzere Routen ohne lange, ausgesetzte Gratwanderungen oder Gipfelaufenthalte.
  • Notabstiege kennen: Plane deine Route so, dass du jederzeit die Möglichkeit für einen schnellen und sicheren Abstieg hast. Studiere die Karte im Voraus und merke dir mögliche Schutzhütten oder Waldgebiete.

Die Zeichen erkennen: Wenn der Himmel spricht

Die Natur sendet oft klare Signale, bevor ein Gewitter in den Bergen losbricht. Lerne, diese Zeichen zu deuten, um rechtzeitig reagieren zu können.

Die Wolkenformationen deuten

Der untrüglichste Vorbote sind Haufenwolken, die im Tagesverlauf schnell in die Höhe wachsen und sich zu bedrohlichen, ambossförmigen Gewitterwolken entwickeln.

Eine dunkle, scharf abgegrenzte Wolkenwand, die sich nähert, ist ein eindeutiges Alarmzeichen.

Eine Haufenwolke - Quelle: WetterOnline

Die 30-30-Regel als Faustformel

Eine einfache, aber effektive Methode zur Abstandsschätzung ist die 30-30-Regel:

  1. 30 Sekunden: Zähle die Sekunden zwischen Blitz und Donner. Liegen weniger als 30 Sekunden dazwischen, ist das Gewitter weniger als 10 Kilometer entfernt und somit gefährlich nah. Suche sofort Schutz!
  2. 30 Minuten: Warte nach dem letzten hörbaren Donner mindestens 30 Minuten, bevor du deinen sicheren Ort wieder verlässt. Gewitter können sich zurückziehen und erneut aufziehen.

Physikalische Warnsignale am Körper

Wenn die elektrische Ladung in der Luft extrem hoch ist, kannst du es spüren. Ein leises Surren in der Luft, das Aufstellen deiner Haare am Kopf oder an den Armen oder ein Kribbeln auf der Haut sind akute Anzeichen für eine unmittelbar bevorstehende Blitzentladung. Höchste Alarmstufe!

Was tun bei Gewitter in den Bergen? Der Ernstfall

Bist du trotz aller Vorsicht mitten in ein Gewitter in den Bergen geraten, ist das richtige Verhalten überlebenswichtig. Bewahre Ruhe und befolge diese Regeln.

Allgemeine Grundregeln für deine Sicherheit

  • Runter von ausgesetzten Orten: Verlasse sofort Gipfel, Grate, Pässe und andere exponierte Stellen. Jeder Meter, den du an Höhe verlierst, verringert das Risiko.
  • Meide Wasser und Metall: Halte dich fern von Bergseen, Bächen und Wasserfällen. Lege metallische Gegenstände wie Wanderstöcke, Eispickel oder Klettersteig-Karabiner mit etwas Abstand von dir weg. Moderne Carbon-Stöcke leiten zwar schlechter, sollten aber ebenfalls abgelegt werden.
  • Gruppen auflösen: Wenn du in einer Gruppe unterwegs bist, haltet Abstand voneinander (ca. 3-5 Meter). So wird im Falle eines Einschlags nicht die gesamte Gruppe getroffen.

Der richtige Schutzort: Wo du sicher bist – und wo nicht

Die Wahl des richtigen Ortes ist entscheidend. Die Frage "was tun bei Gewitter in den Bergen?" lässt sich am besten mit der Suche nach dem sichersten Unterschlupf beantworten.

Gute Schutzorte:

  • Schutzhütten und Biwakschachteln: Gebäude mit Blitzschutzanlage sind der beste Ort. Aber auch einfache Holzhütten bieten Schutz. Halte dich in der Mitte des Raumes und fern von Wänden, Fenstern und Kaminen auf.
  • Dichter Wald: Ein Wald mit vielen, etwa gleich hohen Bäumen ist relativ sicher. Halte Abstand zu den Stämmen und wähle den tiefsten Punkt.
  • Felsnischen oder Höhlen: Eine trockene, große Höhle kann Schutz bieten. Meide jedoch kleine, feuchte Nischen oder Felsüberhänge, da hier gefährliche Kriechströme fließen können.
Schutz in einer Hütte
Oder Schutz im Wald
Schutz in einer Höhle finden - Foto von Rebecca Hansen auf Unsplash

Schlechte und gefährliche Orte:

  • Einzelne, hohe Bäume: Meide sie unter allen Umständen! Sie ziehen Blitze magisch an.
  • Drahtseile und Klettersteige: Sofort verlassen! Stahlseile sind perfekte Blitzableiter.
  • Offenes, flaches Gelände: Hier bist du der höchste Punkt. Wenn es keine Alternative gibt, gehe in die Kauerstellung.
  • Gipfelkreuze: Diese bestehen oft aus Metall und sind extrem gefährdet.
Meide einzelne hohe Bäume
Meide Abschnitte mit Stahlseinen und Klettersteige
Offenes Gelände ebenfalls meiden
Gipfelkreuze ziehen das Gewitter ebenfalls an

Die letzte Rettung im freien Gelände: Die Kauerstellung

Wenn du absolut keinen Schutz findest, minimiere deine Angriffsfläche. Suche eine Mulde im Gelände, kauere dich mit geschlossenen und eng aneinander stehenden Füßen auf den Boden.

Lege deinen (möglichst trockenen) Rucksack als isolierende Unterlage unter die Füße. Umfasse mit den Armen deine Knie und ziehe den Kopf ein.

Mache dich so klein wie möglich, aber lege dich niemals flach auf den Boden, um die Kontaktfläche und die Gefahr durch Schrittspannung zu minimieren.

Nach dem Sturm: Die Gefahr ist noch nicht gebannt

Auch wenn das Gewitter Berge und Täler hinter sich gelassen hat, ist Vorsicht geboten. Die Nachwirkungen können tückisch sein.

Aufgeweichte Wege und Steinschlag

Starker Regen weicht die Wanderwege auf und macht sie rutschig. In steilem Gelände kann es vermehrt zu Muren und Steinschlag kommen. Gehe langsam und achtsam.

Wasserstände kontrollieren

Kleine Bäche können nach einem Gewitter zu reißenden Strömen anschwellen und unpassierbar werden. Plane alternative Routen, falls eine Bachquerung nicht mehr sicher ist.

Fazit: Respekt und Wissen sind dein bester Schutz

Ein Gewitter in den Bergen ist eine ernste Naturgefahr, der man mit Respekt, aber ohne Panik begegnen sollte. Die wichtigste Regel ist und bleibt eine gute Tourenplanung, um gefährliche Situationen von vornherein zu vermeiden.

Solltest du dennoch von einem Unwetter überrascht werden, kennst du nun die entscheidenden Verhaltensregeln:

  • Runter von exponierten Stellen,
  • die richtigen Schutzorte aufsuchen
  • und im Notfall die Kauerstellung einnehmen.

Mit diesem Wissen bist du gut gerüstet, um deine Abenteuer in den Bergen sicherer zu gestalten und die Faszination der Natur auch dann zu genießen, wenn sie ihre wilde Seite zeigt.

Mehr Tipps für die richtige Planung deiner Tour in den Bergen findest du in diesem Artikel:

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Hattest du schon einmal eine brenzlige Situation mit einem Gewitter am Berg? Teile deine Erfahrungen und Tipps in den Kommentaren! Deine Geschichte kann anderen Wanderern helfen. Wenn dir dieser Artikel geholfen hat, teile ihn gerne mit deinen Wanderfreunden.

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